Das Auge als Fenster zum Gehirn

Jeden Tag erleiden in Deutschland etwa 740 Menschen einen Schlaganfall. Das sind jährlich rund 270.000 Betroffene – der Schlaganfall ist damit die dritthäufigste Todesursache in unserem Land. Die Folgen sind oft verheerend: Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisverlust oder Pflegebedürftigkeit können das Leben von Betroffenen und ihren Familien von einem Moment auf den anderen grundlegend verändern.

Dabei beginnt ein Schlaganfall nicht plötzlich. Er kündigt sich oft Jahre im Voraus an – durch Veränderungen in den feinsten Blutgefäßen. Genau hier setzen wir als Ihre Augenärzte in Treuchtlingen an: Das Auge bietet uns ein einzigartiges diagnostisches Fenster, um Ihr persönliches Schlaganfallrisiko frühzeitig zu erkennen und gemeinsam mit Ihnen gegenzusteuern.

Ihr Schlaganfallrisiko einschätzen

Viele unserer Patienten fragen uns zunächst verwundert: Was hat mein Auge mit einem Schlaganfall zu tun? Die Antwort ist faszinierend: Die Netzhaut ist anatomisch betrachtet ein Teil des Gehirns, der nach außen gewandert ist. Die winzigen Blutgefäße, die wir auf Ihrer Netzhaut sehen können, verhalten sich ähnlich wie die Gefäße in Ihrem Gehirn. Sie zeigen uns den Zustand Ihres gesamten Gefäßsystems – viel früher und präziser, als dies durch eine Blutuntersuchung oder eine einfache Blutdruckmessung möglich wäre.

Das Besondere: Die Netzhaut ist die einzige Stelle am menschlichen Körper, an der wir feinste Blutgefäße und Nerven direkt und ohne chirurgischen Eingriff einsehen können. Ein geschulter Blick durch die Pupille auf Ihre Netzhaut genügt, um erste Hinweise auf Ihr Schlaganfallrisiko zu erhalten. Verengte Arterien, erweiterte Venen, geschlängelte Gefäße, Ablagerungen oder kleine Blutungen – all diese Veränderungen können auf eine drohende Gefäßerkrankung hinweisen.

Wie ein Schlaganfall entsteht

Viele Erkrankungen, die unsere Lebenserwartung reduzieren oder zu einer deutlichen Einbuße an Lebensqualität führen – wie Schlaganfall und Herzinfarkt – beginnen mit Veränderungen in unseren feinsten Blutgefäßen. Medizinisch sprechen wir von einer Mikroangiopathie.

Die häufigsten Ursachen sind Bluthochdruck und Arteriosklerose, umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung genannt. Über Jahre hinweg führen diese Erkrankungen zu einer zunehmenden Verengung der Arterien. Die Gefäßwände verdicken sich, verlieren ihre Elastizität, und es lagern sich Plaques ab. Irgendwann ist ein Gefäß so verengt, dass das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird – oder es löst sich ein Plaque und verstopft ein Gefäß vollständig. Die Folge: Ein Schlaganfall.

Wer ist besonders gefährdet?

Ein erhöhtes Schlaganfallrisiko trifft nicht nur ältere Menschen, auch wenn das Risiko mit dem Alter steigt. In unserer Praxis sehen wir zunehmend auch jüngere Patienten mit Risikofaktoren. Besonders aufmerksam sollten Sie sein, wenn einer oder mehrere der folgenden Faktoren auf Sie zutreffen:

  • Bluthochdruck (oft auch unentdeckt)

  • Diabetes mellitus

  • Erhöhte Cholesterinwerte

  • Rauchen

  • Übergewicht

  • Bewegungsmangel

  • Schlaganfälle oder Herzinfarkte in der Familie
  • Herzrhythmusstörungen

Einem Schlaganfall vorsorgen

In unserer Praxis bieten wir Ihnen eine hochmoderne Schlaganfallvorsorge an, die weit über eine einfache Augenuntersuchung hinausgeht. Wir kombinieren verschiedene diagnostische Verfahren, um Ihr persönliches Risiko präzise einzuschätzen.

Mit unserer hochauflösenden Funduskamera Optos können wir Ihre Netzhautgefäße detailliert darstellen und dokumentieren. Das Gerät erfasst mittels Laser-Scanning-Technologie in einer einzigen Aufnahme mehr als 80 Prozent Ihrer Netzhaut – bei herkömmlichen Methoden sind es oft nur etwa 30 Grad. Das Beste daran: Die Untersuchung dauert nur 0,25 Sekunden und ist äußerst angenehm. Eine Pupillenerweiterung ist in der Regel nicht notwendig, sodass Sie nach der Untersuchung ohne Einschränkungen zum Beispiel wieder am Straßenverkehr teilnehmen können.

Auf den hochauflösenden Bildern können wir kleinste Veränderungen an Ihren Netzhautgefäßen erkennen: Verengungen, Kalibersprünge, Wandverdickungen, kleine Ablagerungen oder Blutungen. Diese Veränderungen zeigen sich am Auge oft Jahre bevor sie im Gehirn zu einem Schlaganfall führen. So gewinnen wir wertvolle Zeit für präventive Maßnahmen.

Das Herzstück unserer Schlaganfallvorsorge ist die hochmoderne Kontaktglas-Dynamometrie. Dieses Verfahren wurde von dem deutschen Augenarzt Dr. Löw und Ingenieuren des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik entwickelt und gibt uns direkten Aufschluss über die Blutgefäße, die Ihr Gehirn versorgen.

Die Untersuchung ist ebenso genial wie einfach: Als erfahrene Augenärzte setzen Dr. Petra Sulla oder Dr. Christoph Sulla vorsichtig ein mit einer Messvorrichtung versehenes Kontaktglas auf Ihr Auge und erhöhen damit behutsam den Augendruck. Dadurch beginnt die zentrale Netzhautarterie zu pulsieren. Durch präzise Messung dieses Pulsierens können wir den Blutdruck direkt in der zentralen Netzhautarterie bestimmen.

Warum ist das so aufschlussreich? Die zentrale Netzhautarterie ist ein direkter Ast der Halsschlagader – jener Arterie also, die Ihr Gehirn mit Blut versorgt. Veränderungen in der Netzhautarterie spiegeln den Zustand der Halsschlagader wider. Besteht beispielsweise der Verdacht, dass eine verengte Halsschlagader die Durchblutung im Gehirn beeinträchtigt, kann dies mit einer Ultraschall- oder Doppleruntersuchung nicht immer zweifelsfrei geklärt werden. Die Untersuchung der Netzhautarterie gibt uns hier wertvolle zusätzliche Hinweise.

Der gemessene Wert in Kombination mit dem zuvor ermittelten Augeninnendruck ergibt den diastolischen und systolischen Blutdruck in der zentralen Netzhautarterie. Aus dem Venendruck können wir sogar Rückschlüsse auf den Hirndruck ziehen. Die gesamte Untersuchung dauert nur wenige Sekunden, und Sie spüren dabei lediglich einen leichten Druck – völlig schmerzfrei.

Durch die Kombination dieser modernen Untersuchungsverfahren erhalten wir ein umfassendes Bild Ihres Gefäßstatus:

  • Den aktuellen Zustand Ihrer Netzhautgefäße und damit Ihres gesamten Gefäßsystems
  • Hinweise auf den Zustand Ihrer Halsschlagader
  • Einen möglicherweise bislang unentdeckten Bluthochdruck
  • Anzeichen für Herzrhythmusstörungen
  • Ihr individuelles Schlaganfallrisiko

Der Blutdruck im Kopfbereich kann übrigens deutlich von dem am Arm gemessenen Blutdruck abweichen. Ursachen dafür sind meist Gefäßverengungen im Hals- oder Kopfbereich. Mit unserer Untersuchung können wir solche Unterschiede aufdecken.

Erhöhtes Schlaganfall-Risiko

Wie geht es weiter?

 

Zunächst einmal: Keine Panik. Ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko bedeutet nicht, dass Sie zwangsläufig einen Schlaganfall erleiden werden. Im Gegenteil – die frühzeitige Erkennung gibt uns die Chance, aktiv gegenzusteuern. Wir besprechen ausführlich mit Ihnen, welche Befunde wir erhoben haben und was diese bedeuten. In vielen Fällen empfehlen wir eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt oder einem Internisten, um erweiterte Untersuchungen durchzuführen und gegebenenfalls einen Therapieplan zu erstellen.

Ein Schlaganfall und seine Folgen

Die Folgen eines Schlaganfalls können verheerend sein. Selbst junge Menschen und aktive Sportler sind davor nicht gefeit. Viele der Betroffenen bleiben dauerhaft pflegebedürftig. Sie verlieren ihre Selbstständigkeit und können ihren Beruf nicht mehr ausüben. Für Angehörige bedeutet dies oft eine immense Belastung. Dabei wäre vieles vermeidbar. Rechtzeitig erkannt und behandelt, stehen heute für die meisten Gefäßerkrankungen wirksame Therapien zur Verfügung. Die Schlaganfallvorsorge ist eine kleine Investition in Ihre Gesundheit, die sich vielfach auszahlen kann.

Denken Sie daran: Nur wer sein Risiko kennt, kann adäquat handeln und sich aktiv schützen. Gesund bleiben ist viel besser als jede Therapie.

Schlaganfall-Symptome: Diese Anzeichen müssen Sie kennen

Die Symptome eines Schlaganfalls treten meist plötzlich auf – wie aus heiterem Himmel, innerhalb von Sekunden bis Minuten. Welche Beschwerden auftreten, hängt davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist. Dennoch gibt es charakteristische Warnsignale, die jeder kennen sollte:

Das häufigste Schlaganfall-Symptom ist eine plötzliche Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite. Betroffene können Arm, Hand oder Bein auf einer Seite nicht mehr richtig bewegen. Oft geht dies mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln einher. Typisch ist auch ein herabhängender Mundwinkel auf einer Seite, manchmal läuft unkontrolliert Speichel aus dem Mund.

Viele Schlaganfall-Patienten haben plötzlich Schwierigkeiten zu sprechen. Sie finden nicht die richtigen Worte, reden verwirrt oder „Wortsalat“, nuscheln oder lallen. Manche verstehen plötzlich nicht mehr, was andere sagen, obwohl sie es hören können. Auch das Nachsprechen einfacher Sätze fällt schwer.

Schlaganfälle können verschiedene Sehprobleme verursachen. Häufig ist ein plötzlicher Gesichtsfeldausfall auf einer Seite – Betroffene übersehen Gegenstände oder Menschen auf einer Körperseite, als würden sie mit Scheuklappen sehen. Auch Doppeltsehen, verschwommenes Sehen oder die plötzliche Erblindung auf einem Auge können Schlaganfall-Symptome sein.

Plötzlich auftretender, heftiger Schwindel mit Gangunsicherheit ist ein weiteres Warnsignal. Betroffene haben das Gefühl, dass sich alles dreht oder schwankt wie auf einem Schiff. Sie können das Gleichgewicht nicht halten und stolpern.
Ungewöhnlich heftige, plötzlich einsetzende Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall hinweisen – besonders wenn eine Hirnblutung die Ursache ist. Mediziner sprechen vom „Vernichtungskopfschmerz“. Diese Kopfschmerzen können zunächst allein auftreten und später von weiteren Symptomen begleitet werden. Oft kommen Übelkeit und Erbrechen hinzu.

Manche Schlaganfall-Patienten wirken plötzlich verwirrt, desorientiert oder reagieren nicht mehr angemessen. In schweren Fällen kann es zur Bewusstlosigkeit kommen.

Wichtig zu wissen:
Die BE-FAST-Regel

Um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, gibt es den BE-FAST-Test. BE FAST steht für Balance (Gleichgewicht), Eyes (Augen), Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit):

  • B wie Balance (Gleichgewicht): Hat die Person plötzlich Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten? Kann sie nicht mehr gerade stehen oder gehen? Stolpert sie ohne erkennbaren Grund?

  • E wie Eyes (Augen): Treten plötzliche Sehstörungen auf? Sieht die Person doppelt, verschwommen oder ist auf einem Auge plötzlich blind? Übersieht sie Gegenstände auf einer Seite?

  • F wie Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab? Das deutet auf eine Halbseitenlähmung hin.

  • A wie Arms (Arme): Lassen Sie die Person beide Arme mit den Handflächen nach oben nach vorne strecken. Kann ein Arm nicht gehoben werden, sinkt ab oder dreht sich nach innen? Das ist ein Anzeichen für eine Lähmung.

  • S wie Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen, zum Beispiel „Heute ist schönes Wetter“. Klingt die Sprache verwaschen oder werden Wörter verdreht?

  • T wie Time (Zeit): Time is brain! Wenn auch nur eines dieser Anzeichen zutrifft: Sofort die 112 anrufen! Jede Minute zählt. Bei einem Schlaganfall sterben pro Minute etwa 1,9 Millionen Nervenzellen ab.

Schlaganfall – Gefahr erkannt. Gefahr gebannt!

Privatmedizin für alle

In unserer Praxis nehmen wir uns Zeit für Ihre Schlaganfallvorsorge. Wir erklären Ihnen jeden Untersuchungsschritt, beantworten all Ihre Fragen und besprechen die Ergebnisse ausführlich mit Ihnen. Sollten wir Auffälligkeiten feststellen, lassen wir Sie nicht allein, sondern begleiten Sie auf dem Weg zu mehr Gefäßgesundheit – in enger Abstimmung mit Ihrem Hausarzt oder Internisten.

Wir hoffen natürlich, bei der Untersuchung nichts Auffälliges zu finden und Ihnen die Gewissheit geben zu können, dass Ihre Gefäße gesund sind. Sollten wir jedoch ein erhöhtes Risiko feststellen, haben Sie durch die frühzeitige Erkennung die beste Chance, einen Schlaganfall zu verhindern.

Wir sind für Sie da!

Wann hatten Sie Ihre letzte Schlaganfallvorsorge? Wenn Sie 40 Jahre oder älter sind oder zu einer Risikogruppe gehören, vereinbaren Sie am besten heute noch einen Termin. Eine kleine Vorsorgeuntersuchung kann Ihr Leben retten – oder zumindest Ihre Lebensqualität für viele Jahre erhalten.

FAQ zum Schlaganfall und zur Vorsorge

Die häufigsten ersten Anzeichen sind plötzliche Lähmungen oder Taubheitsgefühle auf einer Körperseite, ein herabhängender Mundwinkel, Sprachstörungen, Sehstörungen, plötzlicher Schwindel oder ungewöhnlich starke Kopfschmerzen. Bei diesen Symptomen sofort die 112 rufen.

Für die Funduskamera-Untersuchung mit dem Optos-Gerät ist in der Regel keine Pupillenerweiterung notwendig. Das ist ein großer Vorteil, denn Sie können nach der Untersuchung sofort wieder Auto fahren und sind in Ihrem Alltag nicht eingeschränkt.
Wir empfehlen die Schlaganfallvorsorge ab dem 40. Lebensjahr. Bei familiärer Vorbelastung oder bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes kann auch eine frühere Untersuchung sinnvoll sein.
Bei unauffälligem Befund empfehlen wir eine Kontrolluntersuchung alle zwei bis drei Jahre. Bei erhöhtem Risiko oder bereits festgestellten Veränderungen können kürzere Abstände sinnvoll sein, um den Therapieerfolg zu überwachen.
Wir besprechen die Befunde ausführlich mit Ihnen und empfehlen in der Regel weitere Untersuchungen bei Ihrem Hausarzt oder einem Internisten. Gemeinsam wird dann ein individueller Therapie- und Präventionsplan erstellt. In vielen Fällen reichen bereits Lebensstiländerungen aus, um das Risiko deutlich zu senken.
Gerade dann ist die Vorsorge besonders sinnvoll. Gefäßveränderungen entwickeln sich meist über Jahre ohne Symptome. Bis zu 20 Prozent aller Schlaganfälle verlaufen stumm und bleiben zunächst unbemerkt. Warten Sie nicht, bis Beschwerden auftreten – dann ist es oft schon zu spät für eine optimale Prävention.

Ja, auf jeden Fall – sogar besonders wichtig. Nach einem erlittenen Schlaganfall ist das Risiko für einen weiteren Schlaganfall deutlich erhöht. Die regelmäßige Überwachung Ihrer Gefäßgesundheit und die Kontrolle des Therapieerfolgs sind dann entscheidend, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern.